Passionsandacht 7/8

Jesus nimmst sein Kreuz auf sich

Bibeltext:

34  [ Aber Jesus sagte: » Vater, vergib ihnen.
Denn sie wissen nicht, was sie tun.«]
Die Soldaten verteilten seine Kleider
und losten sie untereinander aus.
35 Das Volk stand dabei und schaute zu.

Die Mitglieder des jüdischen Rates verspotteten ihn.
Sie sagten: »Andere hat er gerettet.
Jetzt soll er sich selbst retten,
wenn er der Christus ist, den Gott erwählt hat.«

Es gibt vermutlich keine größere Bloßstellung, als die, wenn man einer Person die kompletten Kleider nimmt und dann mit dem Finger auf ihn zeigt. Die Kleider sind ein persönlicher Schutz. Sind sind der Teil in unserem Leben, der uns in dieser Welt daran erinnert, dass es etwas gibt, dass nur mich angeht. Ich selbst darf preisgeben, was andere sehen dürfen und was nicht. Hier jedoch, entscheiden andere darüber, was gesehen werden darf, ohne den Betroffenen zu fragen. Es ist eine tiefe Verletzung der eigenen Privatsphäre. Diese Kleider werden verteilt. Also das, womit ich über meinen persönlichen Schutzraum bestimme, wird in die Hände anderer gegeben. So muss es Jesus gegangen sein, als man die Kleider unter den Soldaten verteilte. Ein symbolisches Demostrieren der römischen Dispoten darüber, wer die Macht in dieser Welt hat. Es ist schon irgendwie ironisch. Die Mächtigen der Welt, treiben ihren Spott mit dem, dessen Macht weit über die weltliche hinausgeht. Der Leser weiß um diesen Sachverhalt. Er weiß, mit wem sie dieses Spiel spielen. Er weiß, dass dieser Jesus kommen wird, zu richten die Lebenden und die Toten.

Sind wir uns darüber bewusst, wer dieser Jesus ist? Sehen wir in dem ganzen Schauspiel die Ironie? Sehen wir die Intension dieser Erzählung, welche den Christus und seine endlose Liebe dem Leser vor Augen führt? Leben wir unser Leben weiter so unentschlossen und lauwarm dem Evangelium gegenüber? Oder sind wir bereit diesen Jesus als den Messias zu ehren? Die Karwoche erinnert genau daran: Christus erträgt alles. Christus ermöglicht alles. Christus wird wieder kommen, um zu herrschen, über alles!

Gebet:

Jesus Christus, danke, dass du gezeigt hast, wie sehr du mich liebst, indem du alles ertragen hast. Man hat dich entbloßt und zur Schau gestellt. Man hat dich ausgelacht und nicht geglaubt, dass du wirklich der Messias bist. Bitte hilf mir in meinem Alltag, dass ich meinen Glauben an deine Retterkraft nicht verliere und auch andere dafür begeistern kann, deiner Liebe zu folgen. Hilf mir auch, dass ich erkenne wo andere Menschen beschämt werden und hilf mir sie aufzurichten und zu ermutigen. Amen. 


BasisBibel: Altes und Neues Testament (Stuttgart: Deutsche Bibelgesellschaft, 2021), Lk 23,34–35.

*inspieriert durch: Dieser Weg. Gedanken und Gebete zur Passion in 12 Stationen. Stiftung Marburger Medien, 2016.

Dieses Bild habe ich vor vielen Jahren in Bad Kissingen auf einer Kustausstellung gemacht. Es war für mich sehr eindrucksvoll. Der entblößte, gebrochene und in sich zersplitterte Menschen, dessen Gehhilfte, fester Bestandteil seines Selbst geworden ist. Gegenüber der „glänzende, vollständige, heile und reine“ Herrscher König Ludwig der I.