Passionsandacht 5/8
Jesus bricht zum zweiten mal unter dem Kreuz zusammen
Bibeltext:
2 Rette mich, Gott!
Das Wasser steht mir bis zum Hals.
3 Ich bin versunken in tiefem Schlamm
und finde keinen festen Grund.
In tiefes Wasser bin ich geraten.
Eine Flutwelle spülte mich fort.
4 Erschöpft bin ich von meinem Schreien.
Meine Kehle ist schon heiser.
Meine Augen sind müde geworden,
so sehr hielt ich Ausschau nach meinem Gott.
5 Feinde, die mich ohne Grund hassen,
habe ich mehr als Haare auf dem Kopf.
Es sind starke Gegner, die mich verderben wollen.
Und was sie mir vorwerfen, ist gelogen:
Ich soll ihnen etwas zurückgeben,
was ich gar nicht gestohlen habe!
Es ist uns so ja nicht überliefert, dass Jesus mehrere Male unter dem Kreuz zusammenbrach. Und dennoch ist es vorstellbar und sehr realistisch anzunehmen, dass er diese Last nicht mit Links getragen hat. Im Gegenteil. Unter diesen Verhältnissen würde jeder Mensch, öfters das schwere Holz von neuem aufheben müssen, weil er zuvor die Last nicht mehr ausgehalten hat. In der Tradition des Kreuzweges, geht es bei dieser Vorstellung mehr um die Verdeutlichung der leidenschaftlichen Hingabe.
Jesus war sich diesem Kelch (vgl. Mt 26,39) bewusst. Er wusst, welchen Weg er geht und wie wichtig er ist, für das was Gott für die Welt tun möchte. Es gab einfach keine größere Liebe. Dass Jesus es bis auf diesen Berg geschafft hat, liegt in seiner Liebe begründet. Das Unheil ergeht an diesem Mensch und Gott Jesus Christus. Der Psalm findet eindrucksvolle Worte und Bilder, um die Ohnmacht auszudrücken, die ein Mensch in einer bestimmen Lebensphase erlebt.
- Versunken, ohne Halt, ohne eine sicheren Boden
- den Naturgewalten ausgeliefert
- Erschöpft vom inneren und außeren Kampf
- Die Kehle (Seele) lechtzt nach Wasser (Kommunikation, Brot, Wasser, kurz: Leben)
- Umgeben von unzähligen Feinden, die sich über den Psalmist erheben.
Jesus geht diesen Weg, stolpernt, fallend, aufrichtend und stürzend. Keiner geht dagegen vor, keiner macht dem ganzen ein Ende, keiner erhebt seine Stimme, sondern die Peiniger spotten, machen sich lustig, ja haben Spaß an diesem Treiben.
Es ist sehr krass, wie weit das Tyrannische noch nachtreten kann. Wie es sich am Leid der anderen erfreut und es zu seinem Kapital macht, um Stärke zu demostrieren. Menschen, die andere mobben, wissen um ihr Tun und lassen es nicht bleiben. Sie nutzen die Schwäche anderer aus und erfreuen sich teilweise an diesem Leid. Es geht weiter mit mutwilliger Ausbeutung, oder das Auslassen/Einstellen von Entwicklungshilfen für die Ärmsten der Welt für deren Leid sie vetantwortlich sind.
Der Weg Jesu zum Kreuz erinnert uns daran hinzusehen und die Missstände zu benennen. Einige nennen es gesellschaftskritisch, andere prophetisch, andere bezeichnen es als mitmenschliche Solidarität.
Gebet:
Jesus, ich danke Dir, dass deine große Liebe dich dazu bewogen hat, diesen Weg bis ans Ende zu gehen. Bitte hilf uns dabei, dass wir uns solidarisch zeigen und helfen, wo es wirklich von Nöten ist. Lass uns als Gesellschaft etwas dagegen tun, wernn „nachgetreten“ und das Leid damit nicht mehr gesehen wird. Bewirke in unseren Herzen, dass die Not anderer unser Herz berührt. Hilf mir, aufmerksam zu sein, wo du dieses Wunder in mir vollbringen möchtest.
BasisBibel: Altes und Neues Testament (Stuttgart: Deutsche Bibelgesellschaft, 2021), Ps 69,2–5.
*inspieriert durch: Dieser Weg. Gedanken und Gebete zur Passion in 12 Stationen. Stiftung Marburger Medien, 2016.