Passionsandacht 3/8
Jesus bricht das erste mal unter dem Kreuz zusammen
Bibeltext:
26 Die Soldaten führten Jesus zur Hinrichtung.
Sie haben selbst das Urteil nicht gefällt, aber sie halfen dabei es zu vollstrecken. Die Soldaten führten Jesus zur Hinrichtung. Was sich in der Bibel in einem Satz ausdrücken lässt, war in der Realität eine lange Prozedur, ein mit Gewalt behafteter Weg mit ständigen Erniedrigungen. Es war kein Spaziergang vom Urteil zur Hinrichtung. Daher ist es interessant auch mal genauer auf die Nebenfiguren dieses Leidensweges von Jesus zu schauen. Die Soldaten nahmen Anteil an dieser Tyrannei. Sie waren ausführende Gewalt dessen, der das Urteil gesprochen hat. Sie haben nicht mitleidig zugeschaut und Jesus begleitet, sondern sie sind der Erniedrigung sein Gesicht. Der Evangelist Matthäus schildert es so:
28 Sie zogen Jesus aus
und hängten ihm einen scharlachroten Mantel um.
29 Sie flochten eine Krone aus Dornenzweigen
und setzten sie ihm auf den Kopf.
In seine rechte Hand gaben sie ihm einen Stock.
Dann knieten sie vor ihm nieder und
machten sich über ihn lustig:
»Hoch lebe der König der Juden!«
30 Sie spuckten ihn an, nahmen ihm den Stock weg
und schlugen ihn damit auf den Kopf.
31 Nachdem sie ihn so verspottet hatten,
zogen sie ihm den Mantel aus
und seine eigenen Kleider wieder an.
Es ist in der Geschichte immer wieder zu beobachten, dass Menschen scheinbar der Meinung eines anderes folgen oder dessen Meinung und Ideologie unüberlegt zur eigenen Handlung werden lassen. Die Folgen sind Kriege, Unterdrückungen und Ausbeutungen, Ungerechtigkeiten, in unserem Alltag Mobbingverhalten, Gelächter und Worte die verletzen.
Ich denke da einerseits an berufliche Situationen, wo unrealistische Erwartungen und die Gier nach mehr Umsatz eine unrealistische Leistungsanforderung an die Belegschaft stellt. Dies ist u.a. der Grund, warum psychische Erkrankungen noch nie so hoch waren wie heute. Ich denke aber auch an die vielen Kinder, die in der Schule unter Mobbing leiden. Dort wo ein Kind damit anfängt ein anderes zu schickanieren, folgen schnell andere nach, weil sie sich dadurch überlegen und stärker fühlen. Für Kinder ist es dann eine enorme Hilfe, wenn es ein anderes Kind gibt, dass aufsteht und sich gegen die Ungerechtigkeit erhebt. Aber dafür braucht es Charakter. Und natürlich denke ich auch Diskriminierungen, Verfolgungen, aber auch an politische Führer, die in der Lage sind mit ihren egozentrischen Ideologien ganzen Gruppen und Nationen zu durchsäuern. Und so würde es noch sehr viel mehr Beispiele geben, die erahnen lassen, was es bedeutet in den verschiedenen Situationen reflektiert und entschieden sich für das Gute, Wohlgefällige und Vollkommene (dem Evangeliumsgemäßen) stark zu machen. Aber das erfordert Charakter. Das hat schon Dietrich Bonhoeffer gezeigt.
Oft verstecken wir uns hinter irgendwelchen Ausreden, die unser Reden und Handeln rechtfetigen „könnten“. Das ist menschlich. Ich selbst ertappe mich dabei immer wieder, z.B., wenn es um das Thema Konsum geht, wodurch andere Mensch ungerecht behandelt und ausgebeutet werden. Lasst uns dafür beten, dass wir Menschen mit Charater werden, die in den entscheidenen Situationen sich für das Gute, Wohlgefällige und Vollkommene einsetzen, dessen Maßstab die Liebe ist.
Gebet:
Jesus Christus, ich danke Dir, dass du uns Menschen gezeigt hast, was wahre Liebe ist. Dein Leben zeugt davon, wie ein Leben durch deine Liebe ausehen darf. Dieses Leben ist fern von Hass, Herabwürdigungen, Feindseligkeiten und Ungerecht. Bitte hilft mir ganz persönlich dabei, in den entscheidenden Momenten mich nicht von äußeren Umständen leiten zu lassen, sondern gemäß deiner Liebe mich für das Gute, Wohlgefällige und Vollkommene einzusehen. Amen.
BasisBibel: Altes und Neues Testament (Stuttgart: Deutsche Bibelgesellschaft, 2021), Lk 23,26; Mt 27,28–31.
*inspieriert durch: Dieser Weg. Gedanken und Gebete zur Passion in 12 Stationen. Stiftung Marburger Medien, 2016.