Passionsandacht 8/8

Jesus nimmst sein Kreuz auf sich

Bibeltext:

33 So kamen sie zu der Stelle,
die »Schädel« genannt wird.
Dort kreuzigten sie Jesus und die beiden Verbrecher –
den einen rechts, den anderen links von ihm.
34  [ Aber Jesus sagte: » Vater, vergib ihnen.
Denn sie wissen nicht, was sie tun.«]
Die Soldaten verteilten seine Kleider
und losten sie untereinander aus.
35 Das Volk stand dabei und schaute zu.

Erneut zeigt sich, dass Gott bereit ist, bis ans Äußerste zu gehen. Gott schreckt in Jesus Christus nicht vor diesem Berg zurück. Jeder von uns kennt Situationen, in denen wir kurz vorher panisch umdrehen und das eigentliche Vorgehen ad acta legen. Menschen die vor einer Achterbahn zurückschrecken, vor einer Operation, dem ersten Urlaubsflug oder wenn unsere Zivilcourage gefragt ist. Jesus aber schreckte nicht zurück in seiner Todesangst. Jesus wurde gekreuzigt. Executiert, gleich wie Verbrecher der damaligen Zeit. Diese Art der Todesstrafe war in den römischen Provinzen ein Mittel, um die Ordnung und Sicherheit aufrechtzuerhalten und galt als die grausamste Hinrichtung der damaligen Zeit. Die Füße wurden durch einen in der Mitte befestigten Holzklotz gestützt, so starben viele der Verurteilten erst nach Tagen. Oben am Kreuz wurde ein Schild mit dem Verbrechen angebracht, damit jeder es lesen konnte. „Jesus von Naareth, König der Juden“, was soll das für ein Verbrechen sein? Wohl eher noch gleicht er damit den Freiheitskämpfern der damaligen Zeit, doch dabei war es nie seine Intension die Juden von den Römern zu befreien (wie z.B. Judas Mackabäus, oder später Simon Bar-Kochba). Jesus kam, um ein Friedensreich aufzurichten. Ein Reich des Friedens mit Gott, das in unseren Herzen beginnt. Die an Christus ergangene Erniedrigung und Kreuzigung war und ist, ein Teil des vollbrachten Friedensreich. „Es ist vollbracht“, ist einer der letzten Worte Jesu am Kreuz. Was für eine Ironie. Die Menschen, die Soldaten und Peiniger, die sich nun über Jesus lustig und an seinem Leid gefallen hatten, mussten sich anhören, dass Gott sich nicht aufhalten lies, sondern im Leid das Wunder des Friedensreich vollbrachte. Das ist der Triumph Gottes über die Tyrannei der Mächtigen, der in den Herzen der Menschen und auch der Feinden, das Wunder der Versöhnung schenkt, wie man am Hauptmann (Zenturio) sah, der mit seine Kohorte den Christus bewachte:

54 Ein römischer Hauptmann mit seinen Soldaten
bewachte Jesus.
Sie sahen das Erdbeben und alles, was geschah.
Da fürchteten sie sich sehr und sagten:
»Er war wirklich Gottes Sohn!«

Ich kann die Fragen völlig nachvollziehen, wenn Menschen ihr Unverständnis über diese Art der Grausamkeit aussprechen und verständnislos sagen: „Wie kann Gott nur…?“ In Anbetracht dessen, dass Gottes Macht endlos ist, wäre es doch auch anderes möglich gewesen, oder nicht? Doch das Evangelium entfaltet seine Kraft in diesem Geheimnis, wo das Friedensreich als Unterdrücktes Opfer an Größe gewinnt. Das ist die Macht des scheinbar ohnmächtigen Christus. Der Tod Jesu am Kreuz ist mehr, als das bloße Sterben des Gottessohnes zur Vergebung der Sünden. Es ist auch das gewaltlose Demontieren der Mächtigen und Gewaltigen der Welt, die gegen die Kraft des Evangeliums absolut machtlos sind.

Wie oft werden wir entmutigt und fühlen uns in unseren Werten und Überzeugungen bedroht. Wie oft schrecken wir zurück, verlassen panisch das Feld oder reagieren empört auf das, was unserem christlichen Bewusstsein entgegentritt. Wir blicken mit großer Sorge und Entsetzen auf das was in der Welt geschieht. „Alles wird schlimmer und hoffnungsloser.“ Doch wir vergessen, dass der christliche Glaube in der Ohnmacht erst seinen Anfang fand. Dort wo Christus starb, fing das Evangelium an, seine geheimnisvolle Wirkung zu zeigen. Und seit dem wurden unzählige (hoffnungslose) Herzen durch Gottes Geist berührt, aufgerichtet und verändert. Es geschieht so viel, was wir nicht sehen. Das ist Glaube! Vertrauen auf die Macht des „scheinbar“ ohnmächtigen Christus. Vertrauen auf das „leise“ Evangelium, dass in meinem und deinem Herzen Wunder vollbringt.

Gebet:

Jesus Christus, ich danke dir, dass du bereit warst bis ans Äußerste zu gehen. Ich danke dir, dass du nicht zurückgeschreckt bist und panisch das Feld verlassen hast. Ich danke dir, dass du auch für mich gestorben bist. Hilft mir nicht den Mut zu verlieren, sondern meinen Glauben zu bewahren, dass du im scheinbar Unmöglichen zu finden bist und das Evangelium durch deinen Geist Herzen verändert. Daher bitte ich dich nun, dass du auch mich berührst. In meiner Situation. In meiner Angst. In meiner Ohnmacht. In mein eigensinniges Hin und Her. Komm in mein geteiltes Herz. Lass deine Liebe in meinem Herzen regieren. Verändere du mich, so dass ich ein Hoffnungsträger in hoffnungslosen Zeiten sein darf. Ich möchte nicht mehr, nach den ruhelosen Gedanken und Vorstellungen der Welt leben, sondern mit dir in meinem Herzen Ruhe, Hoffnung und Frieden (mit Gott) ausstrahlen. Bitte vergib mir, und schenke mir nun ein neues ungeteiltes Herz. Amen.

First Steps:

Wir machen dir Mut die Gemeinschaft mit anderen Menschen zu suchen, die sich irgendwie mit Jesus auf den Weg gemacht haben. Das muss nicht in unserer Gemeinschaft sein. Es gibt viele von diesen Jesusnachfolgern. Erkundige dich doch im Internet oder nimm Kotankt mit uns auf. Wir helfen dir gerne: buero@efk-steinen.de

Vielleicht sind die Gottesdienst in der Passionszeit der erste Schritt für dich, ein verändertes Leben zu wählen. 


BasisBibel: Altes und Neues Testament (Stuttgart: Deutsche Bibelgesellschaft, 2021), Lk 23,33–35; Mt 27,54.

*inspieriert durch: Dieser Weg. Gedanken und Gebete zur Passion in 12 Stationen. Stiftung Marburger Medien, 2016.